Psychologie des Auswanderns: Die emotionale Achterbahn meistern

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Auswandern ist nicht nur eine rationale Entscheidung. Es ist ein mutiger Schritt ins Abenteuer, in ein neues, unbekanntes Leben. Aber lass uns ehrlich sein: Der Auswanderungsprozess ist nicht nur Umzugskartons packen und sich in der neuen Heimat zurechtfinden. Die emotionalen und psychologischen Wellen schlagen schon viel früher hoch, nämlich mit den ersten Gedanken an diesen großen Schritt.

Und ja, diese lange Phase kann Dich ganz schön fordern. Es gibt Momente, in denen Du an Deine Grenzen stößt. Aber genau diese Erfahrungen sind es, die Dich wachsen lassen, die Deinen Horizont erweitern und Dir zeigen, was wirklich in Dir steckt.

In diesem Blogpost führe ich Dich in die Psychologie des Auswanderns ein. Wir beleuchten die emotionalen und psychologischen Herausforderungen in den verschiedenen Phasen des Auswanderungsprozesses und geben Dir wertvolle Strategien und Werkzeuge an die Hand, um diesen erfolgreich zu meistern. Denn nur so kannst Du Dich gestärkt in Deinem neuen Zuhause integrieren und ein Leben aufbauen, das Dich wirklich erfüllt.

1. Die Entscheidung zu gehen – zwischen Aufbruch und Abschied

Stell Dir vor: Jeder zweite Deutsche denkt zumindest darüber nach, der Heimat den Rücken zu kehren und woanders neu zu starten. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Studie zum Thema Auswandern. Für Menschen in der Lebensmitte ist die Sehnsucht sogar am Größten, hier sind es sogar 58 %, die sagen, sie können sich ein Leben im Ausland vorstellen. Und dieser Wunsch wird in den letzten Jahren immer stärker.

Nun, von all diesen Träumern wagen dann am Ende ca. 300.000 Deutsche pro Jahr. Auch wenn diese Zahl zuletzt deutlich gestiegen ist, ist es trotzdem nur ein Bruchteil derjenigen, die angegeben haben, sie würden auswandern.

Diese Diskrepanz zeigt, wie wichtig und weitreichend diese Entscheidung ist. Der Sehnsucht nach mehr Freiheit und einem besseren Leben stehen die Angst vor dem Scheitern und die Macht und Sicherheit des gewohnten Lebens gegenüber. Ja, es ist nicht perfekt, aber zumindest irgendwie berechenbar und vorhersehbar. Anstatt aktiv sein Leben zu gestalten, leben viele einfach weiter ihren Alltag, bis es eines Tages zu spät ist für Verbesserung.

Der Sprung ins Abenteuer: Mut zur Veränderung?

Auswandern erfordert eine bewusste Entscheidung. Für das Ungewisse, für das Abenteuer. Und entgegen den Meinungen und dem Unverständnis, mit dem man in der Regel von Freunden und Familie konfrontiert wird. Die Gründe für den Wunsch nach einem Leben woanders sind vielfältig. Hierbei unterscheidet sich die „weg von“-Motivation von der „Hin zu“ Motivation. Will ich weg von meinem unbefriedigenden Job, der wirtschaftlichen oder politischen Situation, hohen Steuern oder einer polarisierten Gesellschaft oder träume ich von Veränderung, einem aktiven und selbstbestimmten Lebensstil und mehr Erfüllung?

Wer diesen Schritt wirklich geht, braucht ein starkes Rückgrat. Du musst Dir Deiner Sache sicher sein und kannst nicht auf die Bestätigung von anderen Menschen hoffen. Dein gewohntes Umfeld wird eine solche Entscheidung in der Regel nicht befürworten. Es ist hilfreich, sich bewusst zu machen, dass eine Auswanderung keine Einbahnstraße sein muss. Sieh es wie eine bereichernde Erfahrung. Und solltest Du irgendwann Heimweh bekommen und wieder zurückwollen, oder sogar weiterziehen, bedeutet dies nicht, dass Deine Auswanderung gescheitert ist.

Für die meisten Menschen ist das Leben in einer anderen Kultur, auch wenn es nur auf begrenzte Zeit ist, eine Bereicherung. Und was ist wirklich das Schlimmste, was passieren kann? Dass Du nach 2 Jahren wieder zurückkehrst. Auch in diesem Fall hast Du Dein Leben auf jeden Fall um eine positive Erfahrung bereichert.

2. Die emotionale Achterbahn: Was Dich erwartet

Gehörst Du zu den Machern, die sich entschieden haben, den Sprung zu wagen? Dann geht es jetzt los. Dann bist Du jetzt mittendrin in einer der größten Veränderungen Deines Lebens. Diese Reise wird Dich durch verschiedene emotionale Phasen führen. Wir alle sind durch diesen Prozess gegangen, aber wenn Du die typischen Phasen kennst, wird es leichter für Dich, Dich darauf vorzubereiten und sie erfolgreich zu durchlaufen:

  • Euphorie und Aufbruchsstimmung: Am Anfang ist alles aufregend und neu. Es fühlt sich an wie Urlaub und Du bist voller Zuversicht und Neugier. Die neue Umgebung, die fremde Kultur und überall freundliche Menschen – alles ist faszinierend.
  • Zweifel und Unsicherheit: Nach der ersten Phase der Euphorie kommen oft Zweifel. War es wirklich Dir richtige Entscheidung? Du stellst fest, dass in Deiner neuen Heimat auch nicht alles perfekt ist. Die ersten Fehler passieren, die erste Enttäuschung steht an und Du fühlst Dich von all den neuen Herausforderungen überfordert.
  • Heimweh und Einsamkeit: Natürlich kommen wir auch irgendwann an den Punkt, dass wir das Vertraute vermissen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Du sehnst Dich nach Deiner Familie, dem Kneipenbesuch mit Deinen Kumpels oder einfach nur der frischen Butterbrezel beim Bäcker. Einsamkeit kann besonders dann aufkommen, wenn aufgrund von sprachlichen oder kulturellen Barrieren die vertraute Kommunikation mit Mitmenschen noch nicht so möglich ist.
  • Anpassung und Integration: Aber diese Einsamkeit verschwindet in der Regel auch wieder. Du lebst Dich ein, findest neue Freunde und findest Dich immer besser in Deinem neuen Alltag zurecht.
  • Neue Stabilität und Identität: Und eines Tages wirst Du Dich so gut integriert haben, dass Du Dich wie zu Hause fühlst. Du bist gewachsen, zu einem neuen Menschen der sowohl seine alte als auch eine neue Identitaet vereint.

Akzeptiere deine Gefühle: Der Schlüssel zur Integration

Diese Phasen sind völlig normal – und sie verlaufen nicht immer linear. Die Gefühle können sich abwechseln, wiederkehren oder unterschiedlich lange anhalten. Jeder Auswanderer wird sie auf seine eigene Art wahrnehmen. Manchen kann die Integration mehr zu schaffen machen, manchen weniger.

Wichtig ist, dass Du nicht versuchst, Deine Empfindungen zu vermeiden. Sie sind nichts Schlechtes. Akzeptiere sie und lerne damit umzugehen, als sie zu unterdrücken. Dies ist der erste Schritt, auch aus schwierigen Phasen gestärkt hervorzugehen und zu wachsen.

3. Abschied nehmen: Trauer, Verlust und Loslassen

Unsere Entscheidung wegzugehen beeinflusst nicht nur uns selbst. Wir lassen Freunde und Familie zurück, für die auch einiges anders wird. Es ist wichtig, auch den Reaktionen unserer Mitmenschen mit Respekt und Verständnis zu begegnen. Und zwar nicht nur im Moment des „Tschüss“ sagens. Sich zu verabschieden, von Menschen, Gewohnheiten und Orten sind ein tiefgreifender Prozess des Loslassens für alle Beteiligten. Das kann Trauer, Wut und Enttäuschung hervorrufen. Dies sind natürliche Reaktionen auf Verlust, wichtig ist, dass wir sie akzeptieren und richtig damit umgehen:

  • Bewusst Abschied nehmen: Plane genügend Zeit für Besuche und Gespräche ein.
  • Gefühle zulassen: Erlaube Gefühle, bei Dir und Deinen Mitmenschen. Sie sind wichtig und valide.
  • Dankbar sein: Fokussiere Dich auf das, was Du hast, was Dich prägt und was Euch verbindet.
  • Verbindungen erhalten: Bleibe mit wichtigen Menschen in regelmäßigem Kontakt.

Abschied nehmen bedeutet nicht, alles zu vergessen. Deine Erinnerungen und Beziehungen bleiben Teil Deiner neuen Identitaet. Der Abschied ist der Anfang Deines neuen Lebens. Nimm Dir Zeit dafür und sei geduldig.

4. Deine neue Identität: Wer bin ich jetzt?

Unsere Identitaet wird maßgeblich von unserem Umfeld geprägt. Da wir beim Auswandern unser Umfeld komplett austauschen, verändert sich auch unsere Identität. Wir wechseln eine etablierte Rolle mit klaren Strukturen und Verantwortlichkeiten gegen etwas Neues. Dies kann anfangs verunsichern, ist aber auch eine unglaubliche Bereicherung.

Nur durch Veränderung können wir wachsen. Was auch immer passiert, es wird unseren Horizont erweitern. Am Anfang fragst du dich vielleicht, wo du jetzt hingehörst und wer du bist. Das ist völlig normal und Teil des Anpassungsprozesses. Wichtig ist, dass du verstehst, dass deine Identitaet nicht dein Wesen ausmacht. Im tiefsten Inneren bist du immer noch dieselbe Person. Unsere Identitaet, genau genommen haben wir sogar mehrere Identitäten sind nur unsere Anpassung an externe Umstände.

In dieser Übergangszeit liegt eine große Chance. Du hast die Möglichkeit, dich auf deine Werte zu besinnen und dich selbst besser kennenzulernen. Du lernst, flexibel zu sein und die Welt mit anderen Augen zu sehen. Gehe neugierig und proaktiv mit dieser Veränderung um. Frage dich: Was ist dir wirklich wichtig? Welche Werte möchtest du behalten, welche neuen Erfahrungen bereichern dich? Dies erweitert deinen Horizont und macht dich anpassungsfähiger an veränderte Rahmenbedingungen.

Natürlich ist dieser Übergang auch manchmal schwierig und du fühlst dich verloren. Mache dir bewusst, dass diese Momente normal sind und die Gefühle nichts Negatives sind. Akzeptiere sie und beobachte sie ohne Wertung. Je mehr du dich auf diesen neuen Wandel einlässt, desto mehr wirst du an ihm wachsen – und irgendwann wirst du merken, dass du nicht nur in einem neuen Land, sondern auch bei dir selbst angekommen bist.

Hier findest du mehr Infos, wie du deine Auswanderung erfolgreich meisterst.

5. Ein Netzwerk fürs Leben: Alte Freundschaften und Neue Verbindungen

Unsere Beziehungen stellen eine besondere Herausforderung dar. Wir müssen unsere Kontakte mit unseren Lieben neu definieren. Alte Freundschaften werden auf die Probe gestellt und gleichzeitig hast du die wunderbare Aufgabe, neue Verbindungen zu knüpfen. Dies ist ein Balanceakt zwischen dem Bewahren des Vertrauten und dem Öffnen fürs Unbekannte.

Gleichzeitig kann es auch eine große Chance sein, die „echten“ alten Freundschaften zu stärken und sie von den schwachen, wenig tragfähigen zu unterscheiden. Beziehungen verändern sich auf die Distanz, aber echte Freundschaften können dadurch sogar wachsen. Wichtig ist regelmäßige, qualitativ hochwertige Kommunikation. In Zeiten von Video-Telefonie ist dies heutzutage zum Glück ziemlich einfach geworden. Ich bin z. B. unendlich dankbar dafür, dass wir und speziell meine Kinder täglich mit ihren Großeltern telefonieren können.

Das Netzwerk erweitern: Neue Kontakte knüpfen

Neue Beziehungen zu suchen und zu bilden, ist eines der aufregendsten Beschäftigungen in der neuen Heimat. Du wirst feststellen, dass Offenheit gegenüber fremden Menschen und Kulturen überaus bereichernd sein kann. Und dass dir, wenn du bereit bist, dich darauf einzulassen, dir auch die gleiche Offenheit entgegengebracht wird. Wichtig ist, dass du neugierig und vorurteilsfrei bist. Gehe auf andere Menschen zu, lächle und interessiere dich für ihre Geschichten.

Eine gute Möglichkeit ist es, dich in deiner neuen Umgebung zu engagieren. Dies kann die Unterstützung und Hilfe deiner Nachbarn sein, ehrenamtliche Arbeit oder die aktive Teilnahme in Vereinen und Gruppen. So findest du leicht Menschen mit ähnlicher Wellenlänge.

Trotzdem ist es wichtig, es nicht zu überstürzen und zu viel zu erwarten. Neue Freundschaften brauchen Zeit. Und nicht immer hält der erste Eindruck, was er verspricht. Menschen kommen und gehen aus deinem Leben. Sei geduldig. Du wirst deinen Platz finden.

Wenn du diese Tipps berücksichtigst, wirst du am Ende ein wertvolles Netzwerk von Menschen haben, denen du wirklich wichtig bist. Und das sogar international. Dies sind am Ende die Menschen, auf die du dich wirklich verlassen kannst und die zu dir stehen. Auch wenn es mal schwierig wird.

6. Krisen und Rückschläge: Wenn es schwer wird

Es ist unrealistisch zu erwarten, dass alles immer glattläuft. Dies gilt generell für das Leben, aber besonders auch beim Auswandern. Es gibt verschiedene Themen, die zu Problemen werden können. Wichtig ist, wie du damit umgehst. Typische Stolpersteine sind:

  • Bürokratie: die gibt es nicht nur in Deutschland. Behördengänge, Visa-Probleme, komplizierte Formulare – das kann zermürbend sein.
  • Sprachbarrieren: Auch mit Grundkenntnissen ist es manchmal schwierig zu folgen. Dialekte und regionale sprachliche Besonderheiten erfordern Geduld um alles zu verstehen.
  • Finanzielle Schwierigkeiten: Unerwartete Ausgaben, Jobverlust oder eine schlechte Wirtschaftslage können Dich finanziell belasten.
  • Gesundheitliche Probleme: Krankheit in der Familie oder eigene gesundheitliche Probleme können Dich aus der Bahn werfen.
  • Beziehungsprobleme: Die Belastung durch die Auswanderung kann zu Konflikten in der Partnerschaft oder Familie führen.
  • Isolation: Trotz aller Bemühungen fühlst Du Dich einsam und isoliert.

Wie gehst Du mit Krisen um?

  • Akzeptanz: Akzeptiere, dass Krisen zum Leben dazugehören. Sie sind kein Zeichen von Schwäche, sondern eine normale Reaktion auf schwierige Umstände.
  • Analyse: Analysiere die Situation. Was ist das Problem? Was sind die Ursachen? Was kannst Du tun, um die Situation zu verbessern?
  • Planung: Entwickle einen Plan. Was sind Deine Ziele? Welche Schritte musst Du unternehmen, um sie zu erreichen?
  • Handeln: Setze Deinen Plan um. Auch wenn es schwerfällt, bleibe aktiv und engagiere Dich.
  • Unterstützung suchen: Sprich mit Freunden, Familie oder einem Therapeuten. Suche Dir Unterstützung, wenn Du sie brauchst.
  • Selbstfürsorge: Achte auf Dich. Sorge für ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung. Gönn Dir Pausen und tue Dinge, die Dir Freude bereiten.
  • Perspektive: Versuche, die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Was kannst Du daraus lernen? Welche Chancen bietet die Krise?
  • Geduld: Sei geduldig mit Dir selbst. Krisen brauchen Zeit, um überwunden zu werden.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Rückschläge nicht das Ende bedeuten. Sie sind eine Gelegenheit, innezuhalten, zu reflektieren und neue Wege zu finden. Mit Resilienz, Mut und Unterstützung kannst Du jede Krise meistern und gestärkt daraus hervorgehen. Und wer weiß, vielleicht wirst Du eines Tages sogar dankbar für diese schwierigen Zeiten sein, weil sie Dich zu dem Menschen gemacht haben, der Du heute bist.

Fazit: Die emotionale Reise als Chance

Wenn Dich dieser Artikel inspiriert und motiviert hat, einen Neustart zu wagen, dann bist Du auf dem richtigen Weg. Dann bist du ein Abenteurer und du hast verstanden, dass die Chance und das Wachstum eine Bereicherung für dein Leben sind. Auswandern ist mehr als ein Ortswechsel. Es ist eine tiefgreifende, emotionale Reise, die dich fordern wird. Aber wenn du dich darauf einlässt, wird sie dein Leben verändern und verbessern.

Es wird Höhen und Tiefen geben, Phasen der Euphorie und der Unsicherheit, Momente der Freude und der Trauer. Diese Gefühle sind normal und je intensiver du sie wahrnimmst, desto größer die Erfahrung. Du hast hier Strategien und Werkzeuge kennengelernt, die dir helfen, mit den Schwierigkeiten umzugehen und Beziehungen zu erhalten und neue zu knüpfen.

Mach dir klar, du bist nicht allein mit deinem Wunsch, und du bist nicht der Erste, der es geschafft hat. Fakt ist, diejenigen, die sich ins Abenteuer stürzen, bereuen in den seltensten Fällen ihre Entscheidung. Auch wenn es schiefgeht, war es meistens die Erfahrung wert. Diejenigen, die zu Hause bleiben, werden jedoch im schlimmsten Fall immer einer verlorenen Chance hinterherweinen.

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Ingo

Free Spirit, Life & Entrepreneurship Mentor, World Citizen, 6x Ironman, happy family father

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