Vor 4 Jahren hatte ich ein Leben, dass die meisten Menschen als erfolgreich bezeichnen würden. Eine Karriere in einem Hightech Konzern, ein Haus, eine glückliche Familie und ich konnte beruflich die Welt bereisen. Aber irgendwas fehlte. Gemeinsam mit meiner Familie trafen wir die radikale Entscheidung, alles aufzugeben und einen Neustart in Mexiko zu wagen. Zwischenzeitlich haben wir uns hier eine neue Heimat und ein erfolgreiches Business aufgebaut. Erfolgreiche Auswanderung ist für jeden möglich.
Auswandern ist kein Sprung ins Ungewisse, sondern ein strukturierter Prozess aus 5 Phasen. Und diese beginnen lange vor dem eigentlichen Umzug. Von der mentalen Vorbereitung über strategische Planung bis zur Integration im Zielland – in diesem Erfahrungsbericht zeige ich dir, wie du jede Phase erfolgreich meistern kannst und was du mitbringen musst, um bereit für den großen Schritt zu sein.
Phase 1: Die Erkenntnis – Wenn der goldene Käfig zu drücken beginnt
Wir alle haben es uns zu einem gewissen Grad bequem gemacht in unserer Komfortzone. Und das ist es, was unser Unterbewusstsein will. Klar, ich hatte noch Herausforderungen und einen anspruchsvollen Job. Aber die Aufgaben und Hindernisse waren berechenbar. Zumindest schien es so.
Trotz meines Erfolges im Privaten und Beruflichen fühlte ich mich nicht zu 100 % glücklich. Schon lange dachte ich über Veränderung nach. Ein eigenes Business. Eine lange Reise. Ein neuer Job. Das Problem ist, dass solche Entscheidungen tiefgreifende Veränderungen mit ungewissem Ausgang nach sich ziehen. Gleichzeitig vermittelt uns das Leben in der Komfortzone ein Gefühl von Sicherheit – auch wenn dieses Versprechen oft nur eine Illusion ist.
Diese Tatsache nenne ich den „Fluch des guten Lebens“. Wir leiden nicht wirklich, deshalb entscheiden wir uns gegen Veränderung. Und damit verspielen wir die Gelegenheit auf ein viel besseres Leben. Zufriedenheit vor Wachstum. Um einen wirklich großen Schritt zu wagen, muss der Schmerz des Bestehenden groß genug sein.
Diesen Zeitpunkt erreichte ich während der Pandemie. Zuvor war ich zumindest auf regelmäßigen Auslandsreisen, um Kunden und Entwicklungspartner zu besuchen, was eine gewisse Spannung in mein Leben brachte.
Als ich dann aufgrund von Lockdowns nur noch den ganzen Tag am Bildschirm und in Zoom-Meetings verbrachte, verfestigte sich mein Gefühl, dass ich etwas ändern musste. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich den Erfolgsweg perfekt gemeistert hatte – aber dass es nicht mein Weg war. Ich verschwendete meine Zeit in Meetings, die keiner braucht und mit Präsentationen, die niemand las. Das Gehalt war eher ein Schmerzensgeld für die verpasste Zeit.
Mit einem Schlag war mir klar, dass wir (sowas ist natürlich eine Familienentscheidung) etwas ändern müssen.
Erkenntnismoment
Der erste Schritt zur Veränderung ist nicht das Kündigen des Jobs, oder die Auswahl eines Ziellandes. Es ist das Akzeptieren dessen, dass etwas in deinem Leben fehlt und die bewusste Erkenntnis, dass dein jetziges Leben deinen Ansprüchen nicht gerecht wird.
In dieser Phase klärst du auch dein „Warum“. Nur wenn deine Motive stark genug sind, kann die Veränderung nachhaltig und erfolgreich sein.
Phase 2: Die mentale Transformation – Vom Sicherheitsdenken zur Möglichkeitsorientierung
“Ich kann meinen Job nicht kündigen. Ich brauche das Gehalt am Monatsende.” “Ich muss die Hypothek abbezahlen. Ich muss meine Familie ernähren.”
Jahrelang hatte ich diese Glaubenssätze, die meine persönliche Entwicklung einschränkten und mich vor großen Veränderungen zurückhielten.
Der Sprung ins Ungewisse kommt immer mit Risiken. Und unsere Umgebung trägt natürlich ihren Teil zur Unsicherheit bei. Eltern und Freunde wissen natürlich sehr gut, warum das eine schlechte Idee ist. “Was ist mit deiner Karriere? Deine Rente? Die Ausbildung der Kinder? Der Kriminalität in Mexiko? Oder wenn du krank wirst?”
Klar, es gibt bei allem ein Risiko. Und die Bedenken sind alle valide und erfordern sorgfältige Abwägung. Ich glaube der Fehler, den wir gerne machen ist, dass wir unser bekanntes Leben als sicherer einstufen als das unbekannte.
Aber erstens, ist die Sicherheit, in der wir uns wägen, oft eine Illusion und zweitens, und das ist der wichtigere Punkt, opfern wir unsere Freiheit und unser Wachstum für dieses Gefühl von Sicherheit.
Mit Logik kommen wir hier oft nicht weiter, denn die Bedenken sind tief in unserem Unterbewusstsein verwurzelt.
Wie du deine Perspektive änderst
Anstatt zu versuchen, uns selbst mit motivierenden Zielen oder Vorteilen zu überzeugen, hilft oft ein Perspektiv-wechsel. Dabei helfen uns 2 Szenarien.
Szenario 1 ist das Möglichkeitsszenario. Dies ist auf das potenzielle Wachstum fokussiert. Anstatt darüber nachzudenken, was alles schiefgehen kann, stellen wir uns vor, was wir erreichen können. Ziel ist es, dass wir mit unseren Ideen und den möglichen Szenarien so nahe wie möglich an unser ideales Leben herankommen. Das erfordert natürlich, dass wir uns darüber im Klaren sind, was wir im Leben wollen. Hierbei helfen uns die Fragen:
- Wer bist du?
- Wer gibst du vor zu sein?
- Wer willst du sein?
- Was ist wichtig in meinem Leben?
- Was will ich erreichen?
Wir alle haben ein einzigartiges Portfolio an Erfahrungen und Fähigkeiten. Und wir alle können diese zur Erreichung unserer Ziele einsetzen. Der Unterschied zwischen erfolgreichen Menschen und Verlierern besteht nur in der Kontinuität der Umsetzung. Erfolgreiche Menschen scheitern ebenso, sie machen aber weiter und lernen daraus.
Das zweite Szenario, über das es sich nachzudenken lohnt, ist das Worst-Case-Szenario. Dieses Gedankenexperiment hat komplett meine Perspektive verändert. Auch eine Auswanderung ist keine Entscheidung, die man nicht revidieren konnte und mit der man bis ans Lebensende bleiben muss.
Gemeinsam mit meiner Frau haben wir überlegt. “Was ist das Schlimmste, das passieren kann.” Die Antwort war überwältigend. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir im schlimmsten Fall einfach ein Jahr im Ausland als Familie reisen, und wenn es uns nicht gefällt, gehen wir zurück und suchen uns wieder Jobs in der Industrie.
Also, Worst Case: 1 Jahr Abenteuerurlaub mit der Familie.
Mit dieser Perspektive konnten wir uns anfreunden.
Mentaler Shift
Das Unbekannte erscheint immer unsicherer, das Gewohnte immer besser. Dies liegt in der Natur der Sache. Dies ist aber nur aus unserer gewohnten Sichtweise so und keineswegs eine universelle Wahrheit. Versuche durch Perspektivwechsel deine Auswanderung in einem positiveren Licht zu sehen und spiele sowohl den Best Case (der meist grenzenlose Möglichkeiten bietet) als auch den Worst Case (der oft gar nicht so schlimm ist) durch. Gib deinem Unterbewusstsein Zeit, diese neuen Perspektiven zu verarbeiten und anzunehmen.n.
Phase 3: Die strategische Vorbereitung – Wie man ein Sicherheitsnetz knüpft, bevor man springt
Speziell mit Familie kann man natürlich nicht Hals über Kopf durchstarten. Gleichzeitig sollte man nicht im Planungsmodus stecken bleiben und nie in die Gänge kommen. Bei uns lagen zwischen Entscheidung und Abflug gut 3 Monate. So eine schnelle Umsetzungsphase hat Vorteile als auch Nachteile.
Die größte Herausforderung bei uns lag sicherlich im Verkauf unseres Hauses und der Abwicklung. Hier hatten wir sicher auch Glück, dass es eine hohe Nachfrage gab. Wie lange es im Einzelfall dauert, hängt von den individuellen Voraussetzungen ab.
Ein nicht zu vernachlässigender Punkt sind sicher auch die emotionalen Herausforderungen. Nicht nur die Eigenen, sondern insbesondere auch die von Familien und Freunden. Man sollte sich auf Unverständnis und Trauer einstellen.
Wichtig ist, dass folgende Punkte geklärt sind, bevor ihr euch aus dem Staub macht:
- Finanzielles Polster: Je nachdem, wie weit Ihr mit eurem eigenen Business seid, sollten eure Reserven für 12-36 Monate reichen. Eine einfache Abschätzung des monatlichen Bedarfs lässt sich über die Lebenshaltungskosten im Zielland, eure Bedürfnisse und einen Sicherheitspuffer ausrechnen.
- Eigenes Unternehmen vorbereiten: Womit könnt ihr Geld verdienen? Was wollt ihr machen? Womit könnt ihr einen Mehrwert bieten? Was sind eure einzigartigen Kompetenzen?
- Einwanderungsvorschriften im Zielland: Was wird benötigt, dass ihr dauerhaft bleiben könnt.
- Auswanderungsmodell: Flexibel von Hotel zu Hotel reisen als digitaler Nomade oder sich an einem neuen Ort fest niederlassen.
- Sprache und Kultur: Ziel sollte es sein, sich möglichst schnell in die neue Kultur einzuleben. Dafür sind Sprachkenntnisse unerlässlich. Tappt nicht in die Falle, nur reine Expat-Communitys ohne lokale Kontakte anzusteuern. Auch wenn das eine mögliche und oft genutzte Option ist, würde euch viel der Erfahrung entgehen.
Strategische Erkenntnis: Eine längere Vorbereitung ist nicht immer besser. Bereite dich auf das Abenteuer vor, aber überdenke es nicht und mach dich nicht verrückt. Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt …
Phase 4: Der Umzug – Ein langer Traum wird plötzlich Realität
Auch wenn nicht alles so läuft wie geplant. Der Tag X kommt trotzdem. Und da war er nun. Da standen wir nun am Flughafen. Meine Frau und ich, unsere 2 Söhne, 2 Hunde und 9 Koffer. Ja, trotz Ausverkaufs unserer Besitztümer hatten wir immer noch erstaunlich viel dabei.
In Mexiko-Stadt haben wir Gott sei Dank Freunde, die uns vom Flughafen abholten. Wir hatten ein Airbnb in einer netten Umgebung für 3 Wochen angemietet. Hier konnten wir erstmal ankommen.
Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht genau, wo wir einmal bleiben wollen. Wir haben uns vorgenommen, erstmal zu reisen, bis wir irgendwo den geeigneten Ort für unseren nächsten Lebensabschnitt finden. Mit dieser Entscheidung wurde unser “Auswanderungs-Projekt” erstmal zu einem längeren Urlaub.
Das erleichtert die Sache ungemein, da man nicht den Stress hat irgendwo möglichst schnell alle Formalitäten zu erledigen und zurück in den Alltag zu driften. Es ist schwierig, eine Entscheidung über den zukünftigen Wohnort aus der Ferne zu treffen. Man muss die Orte und Plätze erleben. Sofern Ihr es irgendwie realisieren könnt, solltet ihr euch auf jeden Fall unterschiedliche Plätze ansehen und fühlen.
Dies war auch ein Entscheidungskriterium für Mexiko. Die Vielfältigkeit an Landschaften, Klimas und Kulturen. Auf unserem Reiseplan standen viele unterschiedliche Orte. Tepozlan, die Pazifik-Küste, Chiapas und San Cristóbal und natürlich die Karibik.
Wenn man zu Hause über ein Auswanderungsziel nachdenkt, hört sich natürlich die Karibik mit ihren Stränden und klarem Wasser faszinierend an. Uns war es dort letzten Endes zu warm und zu touristisch, um dort zu leben.
Umzugserkenntnis
Der Kulturschock ist unvermeidlich. Am besten, ihr schraubt eure Erwartungen zurück und lasst euch überraschen. Wenn man unvoreingenommen an etwas Neues herangeht, erkennt man die wahre Schönheit. Und egal wohin ihr geht, ihr werdet auch dort feststellen, dass es nicht perfekt ist. Nur anders. Also genießt die neuen Erfahrungen und Eindrücke.
Phase 5: Die Integration – Vom Tourist zum Mitglied der Gesellschaft
9 Monate dauerte unsere Reise und brachte unvergessliche Erfahrungen und Erlebnisse mit sich. Dann erreichten wir Xalapa in Veracruz und von Anfang an wussten wir. Hier bleiben wir, hier sind wir zu Hause.
Auch jetzt, fast 4 Jahre später, bin ich noch kein Mexikaner. Und werde es vermutlich nie sein. Ich bin ein aufgeschlossener und unvoreingenommener Weltbürger. Natürlich habe ich noch meine deutsche Identität und werde mich auch immer als Deutscher fühlen. Trotzdem habe ich mich durch die Reise und das Leben in einem neuen Umfeld enorm weiterentwickelt.
Jetzt fragst du dich sicherlich, wie unsere Kinder mit der Veränderung klargekommen sind. Ganz ehrlich, ich glaube, sie haben sich deutlich schneller und besser adaptiert als wir. Sie sprechen fließend Spanisch, gehören zu den besten in der Schule und fühlen sich pudelwohl hier.
Natürlich haben sie und auch wir manchmal Heimweh. Wir vermissen unsere Familie und Freunde, deutsches Brot und auch manchmal die Art und Weise, wie Dinge in Deutschland geregelt werden. Aber das ist temporär. Wir lieben die Sonne hier, die Natur und das mexikanische Lebensgefühl. Der Tausch war es wert.
Und das Beste: Uns geht es finanziell besser als zuvor. Nicht weil es hier billiger ist, sondern weil ich global arbeite und lokal leben. Wir haben ein Haus gebaut und ein internationales Finanz- und Steuersetup. Ich habe die Flexibilität mir meine Zeit frei einzuteilen und weil ich an Dingen arbeite, für die ich wirklich brenne, hat sich auch meine Produktivität und Zufriedenheit deutlich erhöht.
Integrationserkenntnis: Integration bedeutet nicht, deine Identität aufzugeben. Es bedeutet, zu wachsen und das Beste aus verschiedenen Welten zu vereinen. Behalte deine Stärken und öffne dich für neue Perspektiven.
Was ich dir mitgeben möchte
Falls du auch mit dem Gedanken spielst, dein Leben radikal zu verändern – sei es durch Auswanderung oder einen anderen “Reset” – hier meine wichtigsten Erkenntnisse:
- Die mentale Transformation kommt vor dem physischen Umzug. Arbeite zuerst an deinem Mindset, dann an deinem Wohnort.
- Plane gründlich, aber verliere dich nicht in der Planung. Es gibt Dinge, die du erst verstehen wirst, wenn du sie erlebst.
- Baue dir ein ortsunabhängiges und passives Einkommen auf, bevor du umziehst. Finanzielle Freiheit ist der Schlüssel zur geografischen Freiheit.
- Lerne die Sprache – zumindest die Grundlagen. Es ist der schnellste Weg, Respekt zu gewinnen und echte Verbindungen aufzubauen.
- Behalte das Beste deiner Kultur, aber sei offen für Neues. Deine “deutschen Tugenden” können dein größter Wettbewerbsvorteil sein.
Sei dir im Klaren darüber, dass wenn du jetzt im Moment nicht glücklich bist, dann wird dich ein neuer Ort vermutlich auch nicht glücklich machen. Arbeite an deiner Freiheit, und beginne dein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Manchmal braucht es einen Ortswechsel, um das zu erkennen, aber manchmal reicht auch einfach eine neue Sicht- und Denkweise.
Für mich war der Umzug nach Mexiko die beste Entscheidung, die wir zu der Zeit treffen konnten. Werden wir für immer hier bleiben? Ich weiß es nicht. Aber das ist auch gar nicht wichtig. Wichtig ist, flexibel zu bleiben und offen für neues. Wir können nicht immer die äußeren Bedingungen beeinflussen, aber wir können immer das Beste aus der jeweiligen Situation machen. Das sollte unser Ziel sein.
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